BARMER-Zahnreport 2021 mit Spezialthema MIH

Im Spezialthema des BARMER-Zahnreport 2021, der Molaren-Incisiven-Hypomineralisation (MIH), stellten sich die Autoren die Fragen nach der örtlichen Verbreitung, ob das Alter der Mutter oder das Geschlecht des Kindes eine Rolle beim Auftreten von MIH spielen, welche weiteren ursächlichen Zusammenhänge es geben könnte und wann die vulnerable Phase, in der die Zahnhartsubstanzschwächung vermutlich entsteht, liegen könnte.

Grundlage dafür waren die bei Versichertendaten vorhandenen spezifischen Behandlungsmuster. Da dabei die Abrechnung von mindestens sechs spezifischen zahnärztlichen Leistungen (IP5, Füllung und Beseitigung scharfer Kanten) an den ersten Molaren in drei aufeinanderfolgenden Jahren einbezogen wurden, kann davon ausgegangen werden, dass nur schwere, behandlungsbedürftige Fälle von MIH in die Auswertungen kamen.

Bei der geografischen Verteilung der MIH-Inzidenz gab es keine klaren Zusammenhänge. Auch beim Geschlecht des Kindes konnte kein Zusammenhang hergestellt werden.

Interessanterweise ist ein „hohes und ein niedriges Alter der Mütter mit einem geringeren Risiko der Zugehörigkeit der MIH-Gruppe assoziiert“. Allerdings gehen die Autoren davon aus, dass „nicht das mütterliche Alter, sondern bestimmte Faktoren in einem multifaktoriellen Geschehen eine Rolle spielen“.

„Größere Verordnungsmengen mehrerer Medikamentengruppen in den ersten vier Lebensjahren stehen in einem erkennbaren Zusammenhang mit MIH. Dies betrifft die Medikamentengruppen ‚Respirationstrakt‘, ‚Sinnesorgane‘ (z. B. Ohrentropfen) und ‚Antiinfektiva für systemische Gabe‘.“ – während ein „Zusammenhang mit Antibiotikagaben nicht aufgedeckt werden konnte.“

Da auch Einflüsse im Umfeld der Geburt (Frühgeburt, Schnittentbindung) keine Zusammenhangsmuster mit MIH zeigten, folgern die Autoren, dass die störenden Einflüsse auf die Zahnschmelzbildung erst nach der Geburt auftreten.

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Aus den Routinedaten, die Kinder mit wahrscheinlicher behandlungsbedürftiger MIH zugrunde legten, schließen die Autoren auf eine Prävalenz von 8 % im Bundesdurchschnitt, mit regionalen Schwankungen zwischen 3 und 15 %. Bei den vorsorgenden zahnärztlichen Untersuchungen der Kinder in den Schulen und Kitas durch die Zahnärztlichen Dienste werden in der Regel MIH-Zähne erfasst. Das dreistufige Kodierungssystem auf der Basis der EAPD-Kriterien wurde in die „Empfehlungen zur standardisierten Gesundheitsberichterstattung für die Zahnärztlichen Dienste im Öffentlichen Gesundheitsdienst“ des BZÖG 2019 aufgenommen.

Noch wichtiger als epidemiologische Daten ist jedoch die frühzeitige Erkennung und die Einleitung von Prophylaxemaßnahmen. Gerade dazu leisten die Zahnärztlichen Dienste mit den hoffentlich bald wieder einsetzenden regelmäßigen Untersuchungen in den Kindereinrichtungen und Schulen einen wertvollen Beitrag.

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