Zahn- und Kiefer­fehl­stellungen bei Kindern - Studien­ergeb­nisse vor­gestellt

Von Seiten des Bundesgesundheitsministeriums wurden in der Vergangenheit Zweifel am Nutzen der kieferorthopädischen Behandlung geäußert. Auch der Bundesrechnungshof kritisierte eine intransparente Datenlage zur kieferorthopädischen Versorgung. Dies war Anlass, das Thema kieferorthopädische Versorgung im Rahmen der 6. Deutschen Mundgesundheitsstudie (DMS.6) aufzunehmen.

Auf der Pressekonferenz am 23. September 2022 stellten Vertreter der Bundeszahnärztekammer (BZÄK), der Kassenzahnärztlichen Bundesvereinigung (KZBV), der Deutschen Gesellschaft für Kieferorthopädie (DGKFO) und des Instituts der Deutschen Zahnärzte (IDZ) die Ergebnisse vor.

Primäres Ziel dieser Studie war, die Verbreitung von Zahn- und Kieferfehlstellungen bei 8- und 9-jährigen Kindern in Deutschland zu erfassen - und das sekundäre Ziel, daraus den kieferorthopädischen Versorgungsbedarf abzuleiten.

Der Anteil der Kinder, bei denen nach den Richtlinien der gesetzlichen Krankenversicherung (KIG) eine kieferorthopädische Behandlung angezeigt ist, liegt bei 40,5 %. Der Abgleich mit anderen international etablierten epidemiologischen Indizes zeigt Vergleichbarkeit - 41,6 % beim Index of Complexity Outcome and Need (ICON)-, auch wenn die Indizes nicht für 8- und 9-Jährige entwickelt wurden, wie die Autoren der Studie kritisch anmerken.

Die Studienergebnisse zeigen, dass bei 16,4 % der Kinder eine Indikation für eine sogenannte kieferorthopädische Frühbehandlung bestand. Aus den Abrechnungsdaten der KZBV für das Jahr 2020 geht hervor, dass der Anteil der tatsächlich durchgeführten Frühbehandlungsfälle in dieser Altersgruppe lediglich bei 7,8 % lag. „Eine Frühbehandlung bei 8- und 9-jährigen Kindern in Deutschland findet also eher in geringerem Umfang statt als sich epidemiologisch darstellt. Tendenzen einer Überversorgung können in diesem Zusammenhang also nicht erkannt werden.“ führte Professor Jordan, Wissenschaftlicher Direktor des IDZ, aus.

Neben den oben genannten Zielen werden weitere Fragestellungen beantwortet, wie:

  • Gibt es einen Zusammenhang zwischen Karies und Zahn- und Kieferfehlstellungen?
  • Gibt es einen Zusammenhang zwischen Zahn- und Kieferfehlstellungen und der mundgesundheitsbezogenen Lebensqualität?

„Im Gruppenvergleich stellte sich heraus, dass Kinder, die in der Befragung angegeben hatten, Schwierigkeiten beim Kauen von Nahrungsmitteln zu haben, systematisch häufiger einen kieferorthopädischen Behandlungsbedarf aufwiesen. Bei Kindern mit Schmerzen im Mundbereich war der Behandlungsbedarf ebenfalls erhöht. Insgesamt zeigte sich, dass eine eingeschränkte mundgesundheitsbezogene Lebensqualität mit einem erhöhten kieferorthopädischen Behandlungsbedarf assoziiert war.“ so Prof. Jordan. „Im Hinblick auf kariöse Zähne haben wir festgestellt, dass Kinder mit kieferorthopädischem Behandlungsbedarf systematisch mehr bleibende Zähne mit einer Karies aufwiesen und tendenziell mehr kariöse Milchzähne. Gleichzeitig hatten Kinder ohne kieferorthopädischen Behandlungsbedarf systematisch mehr gesunde Zähne.“

Das Studienmaterial bietet die Möglichkeit für weitere Fragestellungen wie den Zusammenhang von kieferorthopädischem Behandlungsbedarf und sozioökonomischem Status, dem Geschlecht oder der geografischen Region. Dabei fiel beispielsweise auf, dass behandlungsbedürftige sagittale Stufen distal vermehrt bei einem hohen Sozialstatus festgestellt wurden.

Das kieferorthopädische Thema soll auch in künftigen Deutschen Mundgesundheitsstudien Berücksichtigung finden.

Die vollständigen Studienergebnisse sowie alle Ausführungen der Pressekonferenz finden Sie unter kzbv.de

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