Fachgespräch im Bundeskanzleramt
Wie kann die Mundgesundheit bei Migranten verbessert werden?
Am 23. Februar 2016 hatte die Beauftragte der Bundesregierung für Migration, Flüchtlinge und Integration, Staatsministerin Aydan Özoğuz, Mitglieder der Bundeszahnärztekammer und rund 40 Expertinnen und Experten aus Wissenschaft, Verbänden und Praxis zu einem Fachgespräch mit dem Thema „Zahn- und Mundgesundheit in der Einwanderungsgesellschaft“ geladen. Der BZÖG wurde durch Frau Dr. Silke Riemer, Berlin, vertreten.
Dass die Zahn- und Mundgesundheit durch den sozioökonomischen Status und den Migrationshintergrund negativ beeinflusst wird, wurde durch verschiedene Studien nachgewiesen und auch von den Referenten auf der Veranstaltung dargestellt. Menschen mit niedrigem sozioökonomischen Status und Menschen mit Migrationshintergrund neigen mehr zu riskantem Mundhygieneverhalten, das sich darstellt in mangelhafter Zahnpflege, seltenen Kontrollbesuchen beim Zahnarzt, unzureichender Fluoridanwendung und erhöhtem Konsum von Süßigkeiten und Softdrinks. Allerdings stellt sich die Frage, warum der sozioökonomische Faktor durch den Migrationshintergrund noch verstärkt wird. Qualitative Forschung, unterstützt mit Bundesmitteln, soll Antworten bringen, die für die Wirksamkeit migrantenorientierter Prävention ausschlaggebend sein könnten.
Lösungsansätze für die Verbesserung der Zahn- und Mundgesundheit in den schwer erreichbaren Bevölkerungsgruppen bieten aufsuchende Programme. Bei der Veranstaltung im Bundekanzleramt wurden beispielhaft das Projekt des Ethno-Medizinischen Zentrum e.V. MiMi – Mundgesundheit mit Migranten für Migranten –, das Personen mit Kenntnissen des kulturellen Hintergrunds und der Sprache zu Mediatoren ausbildet und in der Gesundheitsaufklärung einsetzt, vorgestellt und über die Erfolge beim Einsatz dieses Programm im Landkreis Stade berichtet.
Der Öffentliche Gesundheitsdienst kann aufgrund seiner Verortung in den Settings – Kita, Schule, Kommune – eine wichtige Rolle bei der Vernetzung der Akteure spielen. Gesundheitsfördernde Programme vor Ort sollten stets das Thema Zahn- und Mundgesundheit beinhalten. Die Zahnärztinnen und Zahnärzte in den Gesundheitsämtern sind dafür kompetente Ansprechpartner. Kinder und Jugendliche mit Migrationshintergrund genauso wie Flüchtlingskinder werden gleichermaßen einbezogen in die zahnärztlichen Vorsorgeuntersuchungen und Prophylaxeprogramme in Kindergärten und Schulen. Gesundheitsberichte, die den Migrationshintergrund berücksichtigen, können wertvolle Daten zur Einschätzung der Zahngesundheit bei Migranten liefern und die Wirksamkeit von Präventionsprogrammen verdeutlichen.
Der Bundesverband der Zahnärzte des Öffentlichen Gesundheitsdienstes stellt sich diesen Anforderungen – nicht erst jetzt.