Fluoride: Handlungsempfehlungen für die Praxis

Handlungsempfehlungen

  • Geburt bis Zahndurchbruch:
    1 x täglich Tablette mit 0,25 mg Fluorid und 400–500 I.E. Vitamin D
    Cave: Wird Trink- oder Mineralwasser mit mehr als 0,3 mg Fluorid/Liter für die Zubereitung der Säuglingsmilchnahrung verwendet, soll Vitamin D ohne Fluorid gegeben werden. Das gilt für Kinder, die ausschließlich oder überwiegend Säuglingsmilchnahrung erhalten.

  • Zahndurchbruch bis 12 Monate:
    entweder
    1 x täglich Tablette mit 0,25 mg Fluorid und 400–500 I.E. Vitamin D plus Zähneputzen mit fluoridfreier Zahnpasta oder 1 x täglich Tablette mit 400–500. I.E. Vitamin D plus 2 x täglich Zähneputzen mit einer reiskorngroßen Menge 1.000 ppm Fluoridzahnpasta (0,125 g). Das entspricht bei zweimaliger Anwendung ebenfalls 0,25 mg Fluorid, die maximal verschluckt werden können. Wichtig: Korrekt dosieren, um eine zu hohe Fluoridaufnahme zu vermeiden und die lokale Wirkung sicherzustellen.  Wenn die Variante mit der Fluoridtablette gewählt wird, sollten Eltern darauf aufmerksam gemacht werden, diese strikt nach Gebrauchsinformation zu verabreichen, um Verschlucken oder Aspiration vorzubeugen. Alternativ kann auf die Variante mit der Fluoridzahnpasta umgestiegen werden.
    Cave: Wird Trink- oder Mineralwasser mit mehr als 0,3 mg Fluorid/Liter für die Zubereitung der Säuglingsmilchnahrung verwendet, soll Vitamin D ohne Fluorid gegeben werden. Zähneputzen dann nur 1 x täglich mit fluoridhaltiger (Reiskorngröße) oder fluoridfreier Zahnpasta. Das gilt für Kinder, die ausschließlich oder überwiegend Säuglingsmilchnahrung erhalten.

  • 12–24 Monate: 2 x täglich Zähneputzen mit einer reiskorngroßen Menge 1.000 ppm Fluoridzahnpasta (0,125 g). Die Eltern putzen die Zähne mit dem Kind.

  • zwei bis sechs Jahre: 2 x täglich Zähneputzen zu Hause (zusätzlich 1 x in der KiTa, s.u.) mit einer erbsengroßen Menge 1.000 ppm Fluoridzahnpasta (0,25 g). Die Eltern putzen die Zähne mit dem Kind.

  • ab sechs Jahren bis ins hohe Alter: mindestens 2 x täglich Zähneputzen mit 1.450 ppm Fluoridzahnpasta

  • Fluoridiertes Speisesalz: Sobald Kinder am Familienessen teilnehmen, sollen sie grundsätzlich mit Fluoridsalz zubereitete Speisen zu sich nehmen – bis ins hohe Alter. Der Salzkonsum soll dadurch nicht erhöht werden, es gilt: Wenn Salz, dann Jodsalz mit Fluorid. Die Fluoridkonzentration ist an einen durchschnittlichen täglichen Salzkonsum im Rahmen der häuslichen Verwendung von 2 Gramm pro Kopf angepasst. Bereits vorgesalzene Produkte sowie in der Gemeinschaftsverpflegung oder Restaurants verzehrte Speisen sind nicht berücksichtigt, da sie nicht mit Fluoridsalz zubereitet werden.

  • Gruppenprophylaxe: Ergänzend zum 2 x täglichen Zähneputzen zu Hause können und sollen Kinder die Zähne ein drittes Mal in der Kita putzen. Dadurch erfolgt keine Überschreitung der gewünschten Tagesdosis [BZÖG, 2020; IfK, Leserfrage]. Unter Zweijährige putzen mit einer mit Wasser angefeuchteten Zahnbürste, über Zweijährige putzen mit einer erbsengroßen Menge 1.000 ppm Fluoridzahnpasta.

Eine intensivierte Fluoridprophylaxe bei erhöhtem Kariesrisiko ist indiziert bei Milchzähnen, bei einem erhöhten Kariesrisiko der bleibenden Zähne und bei Menschen mit einem besonderen zahnmedizinischen Unterstützungsbedarf. Dazu gehören Pflegebedürftige, Menschen mit Behinderung, Menschen mit einem reduzierten Speichelfluss sowie Menschen mit systemischen Erkrankungen, die eine Vielzahl von Medikamenten einnehmen (Polypharmazie). Eine Polypharmazie kann den Speichelfluss reduzieren [Heimes und Kämmerer, 2023].

  • Milchgebiss: Die Applikation von Fluoridlack zur Zahnschmelzhärtung ist seit Juli 2019 für alle Kinder vom sechsten Monat bis zum sechsten Geburtstag Kassenleistung. Der Lack kann unabhängig von einer Beurteilung des Kariesrisikos vom sechsten bis 72. Monat zweimal pro Kalenderhalbjahr aufgetragen werden. Für Klein- und Vorschulkinder ist Fluoridlack sowohl zur Prävention frühkindlicher Karies als auch zur Kariesarretierung bei Initialkaries empfehlenswert. Die Anwendung erfolgt in der Praxis oder in der zahnmedizinischen Gruppenprophylaxe [Schiffner, 2021; Zimmer, 2019]. Fluorid-Mundspülungen und Fluoridgele sollten grundsätzlich erst nach dem sechsten Geburtstag eingesetzt werden, um das Risiko durch versehentliches Verschlucken zu minimieren [Toumba et al., 2019].

  • Kinder ab sechs Jahren, Jugendliche, Erwachsene : Fluoridlacke 2–4x/Jahr applizieren, Frequenz erfolgt risikoabhängig [Toumba et al., 2019]. Alternativ bei Allergie gegen Bestandteile des Fluoridlacks (Kolophonium): 1-prozentige Touchierlösung mit Aminfluorid 2–4x/Jahr. Fluoridlacke und die Touchierlösung können auch in der zahnmedizinischen Gruppenprophylaxe Anwendung finden.
    Gele mit 12.500 ppm Fluorid zu Hause 1 x wöchentlich oder alle 14 Tage anwenden. Mundspüllösungen mit 500 ppm Fluorid täglich anwenden. Bei gleichzeitig chronischer Gingivitis, vor allem infolge kieferorthopädischer Behandlung, Produkte mit Fluorid plus antimikrobiellen Wirkstoffen verwenden [IfK, Stärkende Fluoride].

  • erhöhtes Kariesrisiko bei Personen mit festsitzenden kieferorthopädischen Apparaturen: Zahnpasta mit 5.000 ppm Fluorid verwenden (ab 16 Jahren, verschreibungspflichtig, nicht erstattungsfähig durch die gesetzliche Krankenversicherung) [Benson et al., 2019]

  • erhöhtes Kariesrisiko im Alter: hochkonzentrierte 5.000-ppm-Fluoridzahnpasta (verschreibungspflichtig, nicht erstattungsfähig durch die gesetzliche Krankenversicherung) und Fluoridlacke anwenden. Bei Personen ohne erhöhtes Kariesrisiko sind Fluorid-Zahnpasten mit 1.450 ppm Fluorid und Fluorid-Mundspüllösungen ausreichend kariespräventiv [Toumba et al., 2019].

  • erhöhtes Wurzelkariesrisiko: Zahnpasta mit 5.000 ppm Fluorid halbiert das Risiko für Wurzelkaries im Vergleich zu herkömmlicher Fluoridzahnpasta [Ekstrand, 2016]. Häufigere Applikation von Fluoridlacken.

  • erhöhtes Kariesrisiko bei Personen mit reduziertem Speichelfluss: Intensiviertes Fluoridregime empfehlenswert, konkret Applikation von Fluoridlack und Fluoridgel zusätzlich zu Fluoridzahnpasten, gegebenenfalls Anwendung von fluoridhaltigen Mundspüllösungen [Luka et al., 2024; Gupta et al,, 2015].

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