Herzinfarkt könnte Infektionskrankheit sein
Mundbakterien erhöhen das Krankheitsrisiko
Die Forschenden fanden heraus, dass bei koronaren Herzerkrankungen atherosklerotische Plaques, die Cholesterin enthalten, einen gelartigen, asymptomatischen Biofilm beherbergen können, der über Jahre oder sogar Jahrzehnte von Bakterien gebildet wird. Die ruhenden Bakterien im Biofilm können weder durch das Immunsystem des Patienten noch durch Antibiotika vernichtet werden, weil diese die Biofilmmatrix nicht durchdringen können.
Eine Virusinfektion oder ein anderer externer Auslöser kann den Biofilm aktivieren, was eine Vermehrung von Bakterien und eine Entzündungsreaktion zur Folge hat. Die Entzündung kann einen Riss in der fibrösen Kappe der Plaque verursachen, was schließlich zur Thrombusbildung und schließlich zum Myokardinfarkt führt.
Bisher hatte man angenommen, dass Ereignisse, die zu einer koronaren Herzkrankheit führen, nur durch oxidiertes Low-Density-Lipoprotein (LDL) ausgelöst werden, das der Körper als fremde Struktur erkennt, berichtet Studienleiter Prof. Pekka Karhunen. „Eine Beteiligung von Bakterien an der koronaren Herzkrankheit wurde schon lange vermutet, aber es fehlten direkte und überzeugende Beweise. Unsere Studie hat das Vorhandensein von genetischem Material aus mehreren Mundbakterien in atherosklerotischen Plaques nachgewiesen“, erklärt Karhunen.
Die Ergebnisse wurden durch die Entwicklung eines Antikörpers gegen die entdeckten Bakterien bestätigt, der unerwarteterweise Biofilmstrukturen im Arteriengewebe aufdeckte. Bei Herzinfarkten wurden aus dem Biofilm freigesetzte Bakterien beobachtet. Das Immunsystem des Körpers hatte auf diese Bakterien reagiert und eine Entzündung ausgelöst, die die cholesterinbeladene Plaque aufbrach.
Die Beobachtungen ebnen den Weg für die Entwicklung neuartiger Diagnose- und Therapiestrategien für Myokardinfarkte. Darüber hinaus fördern sie die Möglichkeit, koronare Herzkrankheiten und Myokardinfarkte durch Impfungen zu verhindern.
Die Studie wurde von den Universitäten Tampere und Oulu (Finnland), dem dortigen Institut für Gesundheit und Soziales und der Universität Oxford (Großbritannien) durchgeführt. Die Gewebeproben stammten von Personen, die an plötzlichem Herztod gestorben waren, sowie von Patienten mit Atherosklerose, die sich einer Operation zur Reinigung der Halsschlag- und peripheren Arterien unterzogen hatten.
Die Forschung ist Teil eines umfangreichen, von der EU finanzierten Herz-Kreislauf-Forschungsprojekts, an dem elf Länder beteiligt sind. Zusätzliche Mittel wurden auch von der finnischen Stiftung für Herz-Kreislauf-Forschung und der Jane-und-Aatos-Erkko-Stiftung bereitgestellt.
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