„Seien Sie sich Ihrer Ausstrahlung bewusst“

Einsatz von Körpersprache

Herr Kochs, warum sollten Zahnärzte gezielt Körpersprache einsetzen?

Johannes Kochs: Eine gezielt genutzte Körpersprache zusammen mit dem bewussten Einsatz von Sprechen und Stimme kann Vertrauen gegenüber den Patienten aufbauen. Wie sicher sie sich fühlen, wie kompetent sie die Behandelnden wahrnehmen, beruht wesentlich auf der Art und Weise, wie sich Zahnärztinnen und Zahnärzte nonverbal verhalten.

Sollten Zahnärzte umgekehrt auch die Körpersprache der Patienten besser deuten lernen?

Der Vorteil für die Diagnose dürfte in der besseren Anamnese liegen. Wer geübt darin ist, die Körpersprache von anderen zu beobachten und zu interpretieren, nimmt auch die feineren Nuancen auf. Gibt es etwas, was der Patient zwar bejaht oder verneint, aber der Körper sendet gegenteilige Signale? Scham könnte dafür ein Auslöser sein. Oder die behandelte Person zeigt nonverbale Signale, die sich als Angst deuten lassen. Nur wenn diese überhaupt wahrgenommen und richtig interpretiert werden, kann man darauf eingehen.

Was sind die wichtigsten Regeln bei der Körpersprache, auf die Zahnärztinnen und Zahnärzte achten sollten?

Seien Sie sich Ihrer körpersprachlichen Ausstrahlung bewusst und setzen Sie diese gezielt ein. Weg von der Wirkung „Halbgott in Weiß“ hin zum Behandelnden, der seine Patienten und Patientinnen mit ihren Sorgen und Nöten ernst nimmt und ihnen Sicherheit gibt. Der Fels in der Brandung. Mit offenem Blickkontakt und einem freundlichen Lächeln geben Sie dem Patienten Sicherheit und schaffen eine empathische Ebene. Nutzen Sie eine zugewandte und offene Körperhaltung, aktive Zuhörsignale und eine empathische Mimik. Mit ruhigen, klaren und gezielten Bewegungen signalisieren Sie Zuversicht in Ihr eigenes Können und wirken beruhigend. Das beinhaltet klare, aber eher zurückhaltende Gesten. Dies Verhalten gilt genauso im Umgang mit ihren Mitarbeitenden, das ja von den Patientinnen und Patienten beobachtet wird und mit in deren Wahrnehmung einfließt.

Und seien Sie aufmerksam für die Körpersprache Ihrer Patientinnen und Patienten. Wenn Sie Mimik und Körper aufmerksamer beobachten und damit lesen lernen, können Sie abgleichen, ob diese mit dem Gesagten übereinstimmen oder nicht.

Was spricht dafür, sich intensiver mit diesem Thema zu beschäftigen, wenn die Evidenz für einen direkten positiven Effekt auf den Outcome schwach ist?

Die eigenen, auch auf Körpersprache beruhenden Erfahrungen in zig anderen Situationen. Wenn wir Menschen einschätzen, mit ihnen zusammenarbeiten oder uns von ihnen behandeln lassen, ist neben der Kompetenzausstrahlung immer der menschliche Faktor und damit die Körpersprache entscheidend. Sich in der Situation wohl und sicher zu fühlen, im besten Fall Sympathie zu spüren – das ist ein wesentlicher Teil für langanhaltende und vertrauensvolle Beziehungen. Auch wenn es wenige belastbare und gut konzipierte Studien zur Körpersprache gibt, ist deren Wirkung in jeder Kommunikationssituation von jedem von uns spür- und erlebbar. Warum gehen Sie lieber an die Kasse mit dem lächelnden Mitarbeiter? Warum kehren Sie nicht zu einem Arzt zurück, den Sie trotz erfolgreicher Behandlung als nicht empathisch oder sympathisch wahrgenommen haben? Warum geben Sie lieber einer Politikerin Ihre Stimme, die Sie als nahbar empfinden? Körpersprache hat unterbewusst eine starke Auswirkung auf jede menschliche Interaktion – und ist damit für eine gelungene Arzt-Patienten-Beziehung ein zentraler Baustein. Und der Vollständigkeit halber: Genauso wichtig für ein kongruentes Auftreten ist der bewusste Einsatz der eigenen Stimme und des Sprechens, um auf die Patienten einzugehen und Kompetenz, Freundlichkeit und Zugewandtheit auszustrahlen.

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