Wird der nächste Süßstoff zum Problem?

Neotam ist ein Süßstoff, der aus Aspartam und 3,3-Dimethylbutyraldehyd synthetisiert wird. Seine Süßkraft ist etwa 7.000- bis 13.000-mal stärker als die von Haushaltszucker (Saccharose). Zutatenlisten weisen ihn mit der Zulassungsnummer E 961 aus. In erster Linie wird er zum Süßen von Lebensmitteln verwendet, aber auch als Geschmacksverstärker eingesetzt, da er die Aromen von Früchten, Vanille, Minze und Schokolade intensiviert.

Aktuell läuft bei der EFSA eine Neubewertung von E 961 (Neotam), E 420 (Sorbit), E 421 (Mannitol), E 950 (Acesulfam K), E 952 (Cyclamat), E 955 (Sucralose), E 962 (Aspartam-Acesulfamsalz), E 965 (Maltit), E 966 (Lactit) und E 967 (Xylit). Denn einige von ihnen wurden in wissenschaftlichen Studien wiederholt mit Gesundheitsproblemen assoziiert [Debras et al. 2022; Schiffman et al., 2023; Witkowski et al., 2024].

Die Neotam-Studie zeigt zum ersten Mal, dass die Süßstoffexposition dazu führen kann, dass sich zuvor gesunde Darmbakterien verändern und in die Darmwand eindringen – was zu Gesundheitsproblemen wie Reizdarmsyndrom und Sepsis führen kann – und auch einen Zusammenbruch der Epithelbarriere verursachen kann, schreiben die Forschenden: Neotam könne das Darmepithel direkt schädigen, „indem es das Absterben von Epithelzellen verursacht – sowie indirekt, indem es Bakterien schädigt, die häufig im Darm vorkommen“.

In der In-vitro-Studie wurde eine Reihe von pathogenen Wirkungen festgestellt, nachdem E. coli (Escherichia coli) und E. faecalis (Enterococcus faecalis) Neotam ausgesetzt waren, wie es in Getränken, Lebensmitteln und Kaugummis vorkommt. So wurden die Bildung von Biofilmen und die verstärkte Anhaftung an und die Invasion von Zellen durch kranke Bakterien beobachtet. Aus den Ergebnissen ergebe sich die Notwendigkeit weiterer Forschung, lautet das Fazit der Forschenden, um „die auf dem Weltmarkt verbreiteten Lebensmittelzusatzstoffe und die molekularen Mechanismen, die möglichen negativen Auswirkungen auf die Gesundheit zugrunde liegen, besser zu verstehen“.

Wie das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) in einer Stellungnahme im Februar 2023 schrieb bleibt aber nicht nur völlig offen, welche gesundheitlichen Auswirkungen Neotam 15 Jahre nach seiner Zulassung in der EU hat, sondern auch, welche gesundheitlichen Effekte die kombinierte Aufnahme verschiedener Süßungsmittel hat. Ob diese sich im Vergleich zum Einzelstoff in ihrer Wirkung gegenseitig verstärken, abschwächen oder einander nicht beeinflussen, könne derzeit noch nicht geklärt werden. Und ob die beim Tiermodell beobachteten Effekte auf den Menschen übertragbar sind, lasse sich aufgrund der limitierten Datenlage zu Kombinationswirkungen von Süßungsmitteln derzeit auch nicht beurteilen.

Bereits 2019 hatte das BfR drauf hingewiesen, dass für die fünf am häufigsten eingesetzten Süßungsmittel – Sucralose, Acesulfam K, Saccharin, Aspartam und Cyclamat – unklar sei, ob ein vermehrter Verzehr das Risiko für Übergewicht und Stoffwechselerkrankungen vor allem bei sensiblen Gruppen wie Schwangeren oder Kindern erhöht.

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